Was uns wirklich zufrieden macht

Gehören Sie zu den Menschen, die ihrem Glück hinterherlaufen? Dann machen Sie lieber schnell, denn wie heißt es so schön: Das Glück ist ein Vogerl. Warum glücklich sein nicht dauerhaft zufrieden macht und was es dafür wirklich braucht.

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Gehören Sie zu den Menschen, die ihrem Glück hinterherlaufen? Dann machen Sie lieber schnell, denn wie heißt es so schön: Das Glück ist ein Vogerl. Warum glücklich sein nicht dauerhaft zufrieden macht und was es dafür wirklich braucht.

Das hundertste Paar Schuhe, ein Luxusurlaub in der Karibik, ein Abendessen im Haubenlokal. Besser, klüger, schöner.

Das Leben in einer Welt der Superlativen hat seinen Preis und das nicht nur monetär, wie der österreichische Psychotherapeut Hans-Otto Thomashoff betont: „Getrieben von Hollywood und bunter Werbemaschinerie streben wir heutzutage alle nach dem Glück durch Konsum, Spiel, Drogen und Beziehungsperfektionswahn – und finden dabei keine Zeit mehr, unser Leben zu leben.“

In den täglichen Mühen, uns selbst zu optimieren, versprechen wir uns ein glückliches Leben. Ein absoluter Irrglaube, wenn es nach Hans-Otto Thomashoff geht. Gefangen im Hamsterrad der Glücksjäger „bemerken wir gar nicht, dass hinter jedem Ziel schon das nächste lauert, das erreicht werden will.“ Ist Glück somit nichts weiter, als das Nachjagen eines immer noch größeren Kicks?

Überdosis G‘fühl

Dass Glück durchaus Suchtpotenzial hat, konnte James Olds, Psychologe an der University of Michigan, bereits in den 1950er-Jahren wissenschaftlich belegen. Bei Versuchen mit Laborratten war ihm aufgefallen, dass sie die elektrische Stimulation eines bestimmten Gehirnareals genossen. Als sie diese Region per Knopfdruck selbst stimulieren konnten, drückten sie den Knopf so lange, bis sie vor Durst, Hunger und Erschöpfung am Glücksrausch fast gestorben wären.

Wie dieser Versucht zeigt, ist Glück also lediglich ein kurzer emotionsgeleiteter Moment, obendrein mit der Gefahr zur Überdosis. Wenn es also nicht das Glück ist, das uns wirklich glücklich macht, was ist es dann? Die Zufriedenheit, bringt es Hans-Otto Thomashoff auf den Punkt. Doch wo liegt eigentlich der Unterschied zwischen Glück und Zufriedenheit?

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Glück versus Zufriedenheit

Im Gegensatz zum begehrten Bühnenstar „Glück“ fristet die Zufriedenheit ein eher unbemerktes Schattendasein. Doch trotz ihres unscheinbaren Wesens hat die Zufriedenheit eines eindrucksvoll unter Beweis gestellt: ihre Beständigkeit. Während ein Glücksgefühl bloß dann entsteht, wenn ein Ereignis überraschend besser eintritt als gedacht, kommt die Zufriedenheit ganze ohne Außenwirkung aus.

Wir schöpfen sie aus uns selbst, wie Wasser aus einem Brunnen. Zufriedenheit ist nicht flüchtig, sondern solide. Sind die Bedürfnisse von Körper und Psyche erst einmal gestillt, steht einem zufriedenen Leben soweit nichts mehr im Wege. Selbst die oft gepriesene Suche nach dem Sinn des Lebens wird überflüssig, wenn uns die Realität erfüllt statt zu frustrieren. Bleibt somit eigentlich nur noch eine Frage offen: Wie oder wo finden wir Zufriedenheit.

Die gute Nachricht zuerst: „Eigentlich ist es ganz einfach, zufrieden zu sein“, sagt Hans-Otto Thomashoff. Jetzt kommt der Haken: „Man muss nur wissen, was man braucht.“ Eine Pauschalantwort, welche Faktoren zufrieden stellen, gibt es also nicht. Das Zauberwort heißt Selbstreflexion.

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Zufriedenheit im Glauben finden

Warum Menschen mit ihrem Leben zufrieden sind, kann also durchaus unterschiedliche Gründe haben. Ein gewisses Muster lässt sich trotzdem erkennen. Laut Experten sind es vor allem gute soziale Beziehungen, also Freunde, Familie, Kollegen. Zum anderen spielt die Selbstwirksamkeit, etwas mit seinem Tun zu bewirken, eine ebenso wichtige Rolle wie das Ausüben einer Religion. Wer glaubt, wird selig: Der Glaube an Gott und der Besuch der heiligen Messe tragen also massiv zu einem erfüllten Leben bei.

Die gesammelten Daten tausender Europäer zeigen, warum Religion einen entscheidenden Einfluss auf die Zufriedenheit der Menschen haben könnte. Andrew Clark von der School of Economics in Paris und Orsolya Lelkes vom European Centre for Social Welfare Policy and Research nutzten Umfragen unter katholischen und evangelischen Christen, um genau das herauszufinden. Das Ergebnis: Religiöse Menschen haben eine höhere Lebenszufriedenheit und kommen leichter mit Schicksalsschlägen zurecht.

Religion liefert Antworten, hilft zur Ruhe zu kommen und bringt sozialen Anschluss mit anderen Gläubigen. Somit kann der Glaube an Gott und das Vertrauen in seine liebevolle Obhut und Führung eine tiefe Zufriedenheit in uns auslösen.

 

Über den Autor

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Bettina Gruber

Bettina Gruber lebt in Liezen und Rottenmann. Wenn sie nicht gerade einen Krimi liest, trifft man sie sicher in einem Museum.  Seit 2014 arbeitet sie als freie Journalistin und Texterin für verschiedene Verlage, Unternehmen und Institutionen.

www.textsinn.at

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