Wer war die Heilige Lucia?

Im deutschsprachigen Raum tragen gerade einmal zwei von 10.000 Mädchen den Namen Lucia. Vom Leben und Wirken ihrer bedeutenden Namensvetterin.

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Im deutschsprachigen Raum tragen gerade einmal zwei von 10.000 Mädchen den Namen Lucia. Vom Leben und Wirken ihrer bedeutenden Namensvetterin.

Mitten im Advent, am 13. Dezember, feiert die römisch-katholische Kirche den Gedenktag der Heiligen Lucia.

Ihr Name geht auf das lateinische Wort lux (Licht) zurück und bedeutet so viel wie „die Leuchtende“ oder „Lichtträgerin“. So strahlend wie ihr Name soll auch ihr Kopfschmuck gewesen sein. Beide Arme voll beladen, um verfolgte Christen in unterirdischen Verstecken mit Essen und Trinken zu versorgen, steckte sich Lucia die Kerzen wie eine leuchtende Krone auf den Kopf. So konnte sie auch in der Dunkelheit den Weg finden.

Diese Überlieferung bildet bis heute die Grundlage des Lucia-Festes in Schweden. Dort schlüpft die älteste Tochter des Hauses in die Rolle der „Lucienbraut“, trägt Kerzen auf einem grünen Kranz, während sie die schlafenden Eltern und Geschwister mit dem ersten Weihnachtsgebäck weckt.

Genauso wie in Schweden wird „Santa Lucia“ auch in Italien verehrt, wo man ihr zu Ehren Lichterumzüge und Volksfeste veranstaltet. Lucias Prominenz ist in vielen Ländern zu spüren. Lange Zeit war sie sogar die bekannteste Heilige in ganz Europa.

Bis ins Mittelalter wurden Kinder an ihrem Ehrentag beschenkt, bevor sich im 16. Jahrhundert die Bescherung am 24. Dezember durchsetzte. Heute zählt Lucia zu den Lichtheiligen im Advent. Am 13. Dezember künden ins Fenster gestellte Kerzen das Ende der dunklen Tage an.

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Hoffnung und Verrat

Um ihr Leben ranken sich viele Sagen. Eindeutig belegt ist ihre Herkunft. Um 286 nach Christus im sizilianischen Syrakus geboren, entstammte Lucia einer angesehenen römischen Familie. Schon früh bekannte sie sich zum Christentum und legte den Keuschheitsschwur ab. Ihren wahren Glauben hielt sie aufgrund der vorherrschenden Christenverfolgung jedoch selbst vor ihren eigenen Eltern geheim.

Nach dem frühen Tod des Vaters und der schweren Erkrankung ihrer Mutter sollte Lucia verheiratet werden. In ihrer Verzweiflung pilgerte sie zum Grab der Heiligen Agathe. Die erbetene Hilfe zeigte sich in der Genesung der Mutter, die sich auf die Seite ihrer Tochter stellte und einem jungfräulichen Leben zustimmte.

Mit ihrer Aussteuer gründete Lucia eine Armen- und Krankenstation. Auch verfolgte Christen, die sich zu dieser Zeit in den Katakomben der Stadt versteckten, soll sie versorgt haben.

 

Tod als Märtyrerin

Mit der Lösung ihrer Verlobung beschritt die Hoffnungsträgerin einen schicksalhaften Weg: Aus gekränktem Stolz klagte ihr Verlobter Lucia als Christin an. Ein Verrat, der zur damaligen Christenverfolgung einem Todesurteil glich. Lucia wurde verhaftet und gefoltert. Der Legende nach sollte sie von einem Ochsenkarren zu Tode geschleift und laut einer anderen Quelle von einem Ochsengespann in ein Bordell gebracht werden.

So widersprüchlich diese Überlieferungen auch sein mögen, in einem sind sie sich einig: Die Tiere rührten sich nicht von der Stelle und auch von Menschenhand ließ sich der Karren nicht bewegen. Selbst als sie mit heißem Öl übergossen wurde, soll Lucia an ihrem Glauben festgehalten haben.

Auch das Ausreißen der Augen konnte der Jungfrau nichts anhaben. Schlussendlich soll Lucia um 304 oder 310 durch einen Schwertstich in den Hals gestorben sein, an einem 13. Dezember. Als gesichertes Zeugnis gilt eine Grabinschrift in der Katakombe Stankt Giovanni in Syrakus, ihrem Geburtsort.

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Reliquien im Glassarg

Die Verwahrung ihrer sterblichen Überreste führte in verschiedene Richtungen. Die Reliquien sollen um 1038 erst nach Konstantinopel und im 13. Jahrhundert nach Venedig gebracht worden sein. Dort ruhten sie zunächst in der Kirche San Giorgio Maggiore und wurden später weiter ins Zentrum, in die ihr geweihte Kirche Santa Lucia, gebracht. Heute liegen sie in einem Glassarg in der Kirche San Geremia.

Bischof Theoderich I. brachte Reliquien auch in das Vinzenzkloster im französischen Metz, wo sie um 970 eintrafen. Von Metz aus breitete sich Lucias Verehrung in ganz Europa aus und verankerte sich auch im Brauchtum. So säte man im Burgenland am Lucientag Weizen in einen Teller mit Erde. Ging die Saat bis zum Heiligen Abend auf, durfte man sich auf ein reiches Erntejahr freuen.

Die Vielseitigkeit der Geschichten hat auch dazu geführt, dass Lucia einer ganzen Reihe von Berufsgruppen als Schutzpatronin vorsteht: Handwerker wie Kutscher, Schneider, Weber und Optiker unterliegen gleichermaßen ihrem Schutz wie Bauern, Notare und Schriftsteller.

Angerufen wird sie auch bei Armut und Krankheit wie etwa Augen- und Halsschmerzen, Darmerkrankungen und Blutfluss.

 

 

 

Über den Autor

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Bettina Gruber

Bettina Gruber lebt in Liezen und Rottenmann. Wenn sie nicht gerade einen Krimi liest, trifft man sie sicher in einem Museum.  Seit 2014 arbeitet sie als freie Journalistin und Texterin für verschiedene Verlage, Unternehmen und Institutionen.

www.textsinn.at

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